Sonntag, 2. April 2017

#hamburg2017 #37 Freiburg-Halbmarathon




Die unglückliche 13 - Aber zumindest für #freedeniz hab ich mich reingehängt!

Was soll ich sagen, was soll ich schreiben? Gemessen an meinen eigenen Ansprüchen war das nix. Freiburg scheint einfach nicht mein Pflaster zu sein, und irgendwie hab ich heute überdeutlich zu spüren bekommen, dass in dieser Vorbereitung vieles gut läuft, aber einiges halt auch daneben.

Ich bin nach wie vor verletzungsfrei, das Training läuft, wenn's läuft, meist zufriedenstellend. Aber auf der anderen Seite: Erkältung, eine Infektion, Antibiotika, deshalb ausgefallene essentielle Trainingseinheiten, darunter zwei lange Läufe, und in den drei Vorbereitungswettkämpfen unbefriedigende Leistungen.

In meinem dreizehnten Halbmarathon (Unglück!) riss meine Serie von sieben (Glück!)  Halbmarathons unter 1:30h - und das, obwohl ich eigentlich schon wenigstens in Richtung der 1:25:00 laufen wollte.

Aber das Tolle an dem Tag war die Sache, für die ich lief.




https://www.facebook.com/doris.akrap/posts/130298058311608 

Die Berliner Firma Ativa Sports stellte Läufern, die beim Berliner Halbmarathon am gleichen Tag für dieses Projekt liefen, 500 Shirts zur Verfügung. Mein Angebot, das Shirt auch durch Freiburg zu tragen, nahm man dort gerne an. "Damit wollen wir ein friedliches Zeichen für Meinungs- und Pressefreiheit setzen und uns mit dem 43-jährigen Flörsheimer Deniz Yücel solidarisieren. Als Trikot- und Sportswear-Produzent, der einen Großteil der jährlichen Produktion auch in der Türkei herstellt, sehen wir uns in der Pflicht, unseren Wirtschaftspartner Türkei daran zu erinnern, dass wir zuverlässige und stabile Verhältnisse eines funktionierenden Rechtsstaates brauchen und diese einfordern!",  sagt Gunter von Foullon, Markengründer von artiva Sports. Klasse Sache - und zur Nachahmung empfohlen!

#FreeDeniz
Zum Lauf in Freiburg:

Freiburg und ich, das ist eine Hassliebe. Hier lief ich bei meinem ersten Auftritt 2010 mit 1:27:27 persönliche Bestzeit, die ich 2012 in einem bemerkenswerten Leistungssprung gleich um 4:04 verbesserte, mir dabei aber einen Muskelfaserriss zuzog, der mich die Teilnahme am Bonn-Marathon kostete. Später im Jahr lief ich in Berlin trotzdem persönliche Marathon-Bestzeit in 2:56:47. Auch 2015 war ich sogar noch schneller und haute ich mit 1:23:14 meinen zweitbesten je gelaufenen Halbmarathon raus, stürzte aber auf dem ersten Kilometer, bekam nach dem Lauf ein dickes Knie und hätte um ein Haar auch Boston verpasst.

Diesmal blieb ich unverletzt, ich hatte schlicht nichts drauf.

Von Donnerstag bis Samstag war ich als Präsident des Saarländischen Radfahrer-Bundes auf Arbeitstagung in Regensburg. Viel erlebt in einer tollen Stadt, aber auch viele lange Sitzungen und viel zu essen, was sich neben stundenlangen Autofahrten hin und zurück verbunden mit der frühen Anreise nach Freiburg Sonntags morgens nicht gerade leistungsfördernd ausgewirkt haben dürfte. Aber das alleine war's sicher nicht. Hinzu kamen die erwähnten "Löcher" in der Vorbereitung und eine mir ein wenig unerklärliche fehlende Bereitschaft, mich auch mal zu quälen.

Vielleicht bin ich mittlerweile zu eingefahren in der Art und Weise, wie ich einen Marathon vorbereite. Seit fünf Marathonvorbereitungen (wie gesagt, in Bonn 2012 musste ich ja passen) vertraue ich der Vorbereitung von Herbert Steffny, und der Erfolg gibt mir da schon recht: Meine letzten vier Marathons - Berlin 2012, New York 2013, Boston 2015 und Chicago 2016 -  bin ich alle unter drei Stunden gelaufen.

Aber irgendwie verlässt mich nach der Leistung heute der Optimismus, dass mir das in drei Wochen in Hamburg auch gelingt. Realistisch ist derzeit allenfalls eine 3:10er-Zeit. Mal sehen, was die letzten drei Wochen so bringen. Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder. Aber wenn nicht, dann eben nicht. Gelaufen wird, was geht. Und wenn's diesmal eben kein Sub3 ist - was soll's.

Morgens um 07.40 Uhr ging's gemeinsam mit meiner Frau Doris los, wir waren in knapp 2.30h in Freiburg, und nach den üblichen Anmeldeformalitäten (ich Depp hatte meinen Chip vergessen, aber die Orga war supernett und unbürokratisch und gab mir einen Leihchip ohne Extrakosten - klasse!) lief ich mich ein wenig warm und begab mich zum Start.

Dort traf ich den Sportkameraden Marco Baltes von den GroJos aus Elversberg, wir unterhielten uns über unsere Ambitionen, aber da Marco unter 1:25 laufen wollte, war mir gleich klar, dass das nix wird mit zusammen laufen. Wir wünschten uns Glück, aber schon kurz nach dem Start entschwand der GroJo-Blitz in seinem gelben Shirt aus meinem Blickfeld. Er lief am Ende eine blitzsaubere 1:23:15 - Glückwunsch!

Kurz vorm Ziel!
Den Start hatte man etwas verlegt, es ging gleich durch enge Straßen, und so kam auf dem ersten Kilometer nur eine 4:10 raus. Das hätte echt nicht sein müssen, vor allem, da diesmal erstmals in Startblöcken eingeteilt wurde, allerdings der Start dafür nicht wie früher in der breiten Madisonallee, sondern auf den engen Wegen des Europaplatzes stattfand. Das war eine klare Verschlimmbesserung. Egal. Auf den nächsten beiden Kilometern lief ich etwas fixer, um mich freizuschwimmen, und war nach vier Kilometern auf Kurs 4:04/km, genau, wie ich es vorhatte, um dann eventuell in der zweiten Hälfte, wenn's bergab geht, noch eine Schippe draufzulegen.

Das Problem war nur, dass ich schon früh spürte, dass ich einfach keine Beine hatte. Auf dem Kurs, der auf den ersten zehn Kilometern fast 60 Höhenmeter ansteigt, verlor ich an Tempo und hatte irgendwie keine Antwort drauf. Auch mental ging nichts - ich kam mir vor wie ein Fesselballon, dem die warme Luft entweicht. Nach einer 4:20 auf Kilometer fünf griff ich auf dem nächsten Kilometer nochmal an, aber mehr als eine 4:10 kam nicht heraus, und dann steckte ich ziemlich früh auf.

Ich dachte sogar kurz ans Aufgeben, aber schließlich ging's auch um was Anderes: Denniz Yücel braucht jetzt keine In-den-Sack-Hauer, dachte ich mir, und lief mich wenigstens auf ein Tempo um die 4:30/km ein. Das Shirt erntete viele anerkennende Blicke und Zustimmung, und der eine oder andere feuerte mich deshalb auch extra an - vor allem türkische Läufer und Zuschauer.

Auch der VanMan Jochen Heringhaus, eine Institution an Deutschlands Laufstrecken, grüßte mich wie meistens. Mehr noch: Als später eine Laufkameradin aus Saarbrücken durchkam, grüßte er auch sie, wie sie mir berichtete, mit Namen und Heimatort, ergänzte jedoch: "Aber der Bürgermeister von Neunkirchen ist schon durch!"

Der Jochen ist echt immer für einen Scherz gut. Freiburg war übrigens die Veranstaltung Nr. 2.856, die er entweder moderiert oder zumindest mitmoderiert hat. In fast 30 Jahren. Einmalig!

Nach dem Dreisam-Stadion und der "Halbzeit", wo ich auch meinen mentalen Tiefpunkt überwunden hatte, ging's dann auch wieder tendenziell bergab, der Lauf durch die proppenvolle Altstadt war wie immer toll, und ab Kilometer 16 - bis dahin lief ich in Richtung Zielzeit 1:35:00 oder so - bekam ich wenigstens nochmal sowas wie die "zweite Luft".

Mein Puls hatte sich zwischenzeitlich auch beruhigt und lag so knapp unterhalb der 150, eigentlich kein Wettkampfpuls, aber es dauerte wie gesagt bis km 16, ehe ich nochmals etwas zulegte und nun auch anfing, Läuferinnen und Läufer zu "kassieren", die mir noch einige Kilometer vorher davongelaufen waren. Ich lief in der Phase dann auch etwas schneller, in Richtung 4:20/km, und den km 21 sogar in 3:58/km, den Schlußsprint sogar noch fixer - kein Wunder, da ging's ja auch richtig bergab.

Das war dann das eigentlich Positive: Die Ausdauer war ok, ich hätte gut und gerne gleich auf die zweite Runde gehen können. Am Ende eine 1:31:56, Platz 378 insgesamt (Platz 361 Männer), 43. in der AK M45.

Am Ende durfte ich sogar noch für einen lokalen Radiosender ein Interview geben und auf die #freedeniz-Aktion aufmerksam machen.

Also: Ein kräftiges "Shoutout" an all meine Laufkameraden in Berlin und anderswo, die mit dem Lauf im Trikot ein Statement abgegeben haben!

In meine "Halbmarathon-Ehrengalerie" ordnet sich dieser Lauf gerade mal auf Platz acht ein. Nach sieben mal unter 1:30 ist er seit dem 21.02.2010 der erste über der "magischen Grenze".

Freiburg 2017         01:31:56    02.04.2017    4:21
Köln-Fühlingen 2016   01:26:14    18.09.2016    4:05
Freiburg 2015         01:23:14    29.03.2015    3:56
Bottwartal 2013       01:22:45    20.10.2013    3:55
Merzig 2012           01:24:55    02.09.2012    4:01
Freiburg 2012         01:23:23    01.04.2012    3:57
Freiburg 2010         01:27:27    28.03.2010    4:08
SB-Marpingen 2010     01:27:43    14.03.2010    4:09
SB-DAK 2010           01:32:40    21.02.2010    4:23
Litermont 2009        01:38:51    20.09.2009    4:41
Merzig 2009           01:29:19    06.09.2009    4:13
SB-Marpingen 2009     01:33:12    15.03.2009    4:25
SB-DAK 2009           01:37:12    15.02.2009    4:36



"Where do we go from here?"

Nun, man wird sehen: Es wird erstmal ganz normal weitertrainiert. Wohin mich das führt, weiß ich vielleicht in zwei Wochen, spätestens nach den 3 * 5000m im Marathontempo anderthalb Wochen vor dem Start. Morgen Regenerationslauf, am Dienstag Pause, Mittwoch 100 min. in 5:20/km.

Weiter, immer weiter! Immerhin habe ich wieder mal eine kleine Schallmauer durchbrochen - ich bin mit 12500 Kilometern seit meinem "Lauf-Comeback" Ende 2008 jetzt am Wendepunkt des Wegs zum "Zwischenziel" 25.000. Das ist fast die Hälfte des Erdumfangs, der bei Deutschland (50. Breitengrad) rund 25.770 km beträg...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen