Sonntag, 18. September 2016

#chicago2016 #38 - Halbmarathon Köln-Fühlingen

#chicago2016 #38 - Halbmarathon Köln-Fühlingen





Rund um den Fühlinger See

Es fehlt noch ein klein wenig Tempohärte, ansonsten läuft alles gut!


Der Fühlinger See im Kölner Norden
Für meinen Test-Halbmarathon drei Wochen vor dem Start in Chicago hatte ich mir einen ganz besonderen Halbmarathon rausgesucht, auf einer reizvollen Strecke: Der Fühlinger See im Norden von Köln bedeckt eine Fläche von 100 Hektar und grenzt im Osten an das Entwicklungs- und Ersatzteilzentrum der Ford-Werke und das Gewerbegebiet Feldkassel, im Süden an die A 1, im Westen an Köln-Seeberg und Köln-Chorweiler und im Norden an den namensgebenden Ort Köln-Fühlingen.

Das Naherholungsgebiet Fühlinger See entstand ab 1967 durch die Rekultivierung und Vereinigung der alten Kiesgruben im Zuge des Baus der Trabantenstadt Chorweiler. Für diese sollte der See als Erholungsgebiet und Trennungsschneise zum östlich geplanten Industrie- und Gewerbegebiet dienen. Auch war die Nutzung als Regattabahn für den Trainings- und Wettkampfbetrieb der Kölner Rudervereine erwünscht. Im Jahr 1998 fanden auf der Regattastrecke die Ruder-Weltmeisterschaften statt. In den vorangehenden Jahren war die Strecke bereits Schauplatz der Junioren- und der Senioren-Weltmeisterschaften im Rudern. Auch zahlreiche Deutsche Meisterschaften im Kanurennsport wurden hier ausgetragen.

Der Start erfolgte direkt an der Brücke kurz vor dem Ziel:
Erst 4,8 km gegen die Uhr, dann 16,3 mit.
Wir Halbmarathonis mussten den See dreimal umrunden: In der ersten Runde auf einer etwas längeren Strecke von knapp über 9 km, auf den beiden folgenden Runden wurde einmal die Regattastrecke rauf- und dann wieder runter gelaufen, sie hatten jeweils etwas über 6 km. Der Lauf war von der LLG80 Nordpark top organisiert, vor uns waren noch Kurzdistanzen dran, und zum Halbmarathon waren über 400 Läuferinnen und Läufer gemeldet.

Mein Plan war, die erste Hälfte in 4:05/km zu laufen und in der zweiten Hälfte etwas zuzulegen, um dann zumindest nah an die 1:25:00 ranzulaufen, die der Steffny-Plan eigentlich verlangt. Sicher, ob ich das drauf hatte, war ich mir aber nicht: In den letzten Tagen hatte mich eine leichte Magen-Darm-Grippe, die in der Familie grassiert, erwischt. Ich fühlte mich daher morgens schon schlapp, und das frühe Aufstehen und die Fahrt nach Köln machten mich nicht gerade fitter. Aber immerhin waren die Temperaturen ideal: Knapp unter 20°C, ideal zum Laufen.

Nach dem Einlaufen ging's mir dann auch einigermaßen gut, und ich fand nach dem Start gleich eine schöne Gruppe. Die Jungs liefen so um die 4:03/km, ich kam gut mit, und vor allem beim doch spürbaren Wind entlang der Geraden war es gut, nicht allein zu laufen. Wir umrundeten das Ende des Sees, wo die Boote zu den Regatten starten, liefen ein Stück der Gegengerade und dann wieder um das Seeende rum, dann die lange Gerade wieder hinunter, auf der wir gekommen waren. Die Gruppe verlor sich dann leider: Zwei liefen vorne raus, andere fielen ab.

Meinem letzten "Hasen" Thomas Görtz mit der Startnummer 102 folgte ich bis km 8 kurz vor Ende der ersten Runde, dann ließ ich ihn ziehen, weil er mir zu schnell wurde. Nun war ich leider ganz allein unterwegs und über meine Durchgangszeit bei km 10 baff erstaunt: 40:10, viel schneller, als ich eigentlich vorgehabt hatte.

Und prompt lief ich in mein erstes Loch: Ganz allein auf der Geraden in Richtung Start (nur nun auf der anderen Seeseite) hatte ich u.a. mit dem Wind zu kämpfen, aber auch mit meiner Motivation: Die "Schlappheit" war zurückgekehrt. Ich riss mich aber zusammen und versuchte das Tempo einigermaßen hoch zu halten. Das gelang allerdings nur bis km 15 kurz vor Ende der zweiten Runde, wo ich noch mit 1:00:28 durchging, aber danach kam das zweite Loch, und ich hatte echt Mühe, mich zu motivieren, jetzt, da es wieder - zum Glück zum letzten Mal - auf die fast zwei Kilometer lange Gerade in Richtung Regattastart ging. Immer wieder die Frage im Kopf: "Warum? Nimm doch raus! Ist doch eh nur ein Testlauf!"

Trotzdem kämpfte ich mich weiter vorwärts: Dazu sind diese Testläufe eben wichtig und die Wettkampfatmosphäre kann man nicht alleine üben, da fehlt dann doch was.

Aber auch bei allem guten Willen: Zwischen km 15 und 20 ließ ich dann doch ein wenig Zeit liegen - diesen Abschnitt lief ich in 4:13/km, erst auf dem letzten Kilometer riss ich mich mit einer 4:03 nochmal ein wenig zusammen, auch, um mir selbst zu beweisen, dass es zur Not auch schneller geht als Fast-Marathontempo.

Das reichte am Ende zu einer 1:26:14, Platz 16 unter 400 Finishern (251 Männer) und immerhin der dritte Platz in der AK M45. Der Sieger lief 1:14:46, die schnellste Frau 1:29:55.

Wegen Terminen in Neunkirchen konnte ich die Siegerehrung
nicht abwarten. So blieb mir nur die selbstausgedruckte
Urkunde und die verknitterte Startnummer als Trophäe...
Mein Puls betrug 157 im Schnitt, das ist ok und macht Hoffnung. Der Maximalpuls im Ziel war 166, das wird beim Marathon sicher mehr sein. An der Schrittfrequenz (182 insgesamt, aber 185 auf den ersten zehn Kilometern) sieht man, dass da noch Potential ist. Bei einer Schrittlänge von 1,34 m hätten mir die drei Schritte mehr pro Minute auf den letzten 11 km fast 200 Meter gebracht - das hätte zumindest für eine tiefe 1:25er Zeit gereicht. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Ich lief mich kurz aus, Dusche, und ab nach Hause. Dadurch verpasste ich leider die Siegerehrung. Schade, auch für die Organisatoren, weil dann die Podien nicht richtig besetzt werden können - wenn man schon mal aufs Podest läuft, sollte man eigentlich auch bleiben. Außerdem hätte ich das Souvenir, dass es dann immer gibt, schon gerne mitgenommen, aber ich hatte Termine auf Seniorenfeiern und musste daher früh weg.

Im Gegensatz zur Vorbereitung auf Boston letztes Jahr, wo ich fitnessmäßig ungleich besser drauf war, blieb ich in diesem letzten Vorbereitungswettkampf verletzungsfrei - jetzt gilt es, die letzten drei Wochen konsequent durchzuziehen und eventuell am Kampfgewicht (80 kg waren's gestern) noch zwei Kilo abzuspecken.

Morgen werden 70 Minuten locker gejoggt, am Dienstag ist Ruhetag - aber ab Mittwoch wird nochmal richtig gebolzt, bis Sonntag stehen da fast 100 km auf dem Plan mit drei längeren, teils auch schnellen Dauerläufen und dazwischen zwei Joggingeinheiten, gekrönt vom längsten Vorbereitungslauf über 35 km am Sonntag. Und dann geht's schon in die ersten von zwei Tapering-Wochen, an deren Ende der Marathon steht...





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