Sonntag, 24. Juli 2016

Ugine - Col de la Forclaz de Queige - Villard d'Oron - Bisanne 1500 - Col de la Forclaz - Ugine

Ugine - Col de la Forclaz de Queige - Villard d'Oron - Bisanne 1500 - Col de la Forclaz - Ugine






Vive le Tour, Teil 3


All good things must come to an end - it might as well be a beautiful one...


Ein letzter Blick aufs Montblanc-Massiv vom Früstückstisch
Kim und sein Fahrer waren morgens, als wir aufwachten, wahrscheinlich schon in Paris oder auf dem Weg dorthin - die Tour hatte ihren letzten Tag erreicht und strebte mit Macht in die Hauptstadt, und wir bereiteten uns auf den Heimweg vor.

Es waren bisher zwei wunderschöne Tage im Hochsavoyen gewesen, und wir wollten auch den Tag der Heimfahrt nochmal geniessen, wenn die Tour auch schon weg war.

Nachdem wir ordentlich ausgeschlafen und gut gefrühstückt hatten, verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern.

Das Chalet L'Aiglon war uns wirklich ein Paradies in diesen drei Tagen. Uneingeschränkt zu empfehlen!

Über die Route de Megève und die D1212 ging's dann - mit einer kleinen Umleitung über die D109 - nach Ugine im Tal des Arly, eines rechten Nebenflußes der Isère etwas oberhalb von Albertville.

Der Einstieg in den Col de la Forclaz bei L'Île
Hier fanden wir zunächst einen Supermarkt und deckten uns noch mit einigen lokalen Spezialitäten, insbesondere Käse und Wurst, ein, ehe Doris sich ein nettes Plätzchen an einem künstlichen See im nahen Tal der Chaise suchte und ich mich mit dem Rad aufmachte, um nochmals Teile der 19. Etappe, der härtesten Alpenetappe der diesjährigen Tour de France  nachzufahren.

Ich suchte den Einstieg zum Col de la Forclaz de Queige, fand diesen dann (es gibt eigentlich zwei) etwas südlich bei L'Île und machte mich auf bergan.

Dabei achtete ich auf meinen Puls - höher als 150 sollte der nicht gehen, es lag ja noch einiges vor mir. Nach acht gefahrenen Kilometern, davon 3,5 Passkilometern mit einigen Serpentinen, traf ich auf die Vereinigung der beiden "Zacken" des "Gabelpasses" (daher der Name: Col de la Forclaz, davon gibt es in den Alpen mehrere), was man direkt daran merkte, dass frisch asphaltiert war: Von links kam die Strecke, die die Tour-Fahrer ab Ugine bewältigt hatten und die ich später zurückfahren sollte. Ich hatte also ein paar Höhenmeter extra gemacht, aber von nun an war ich "on the track".

Blick auf Ugine
Weiter bergan ging's, aber es war nicht spektakulär, was die Anstrengung anging: Der Col de la Forclaz ist zurecht "nur" ein Berg der zweiten Kategorie. Etwas mehr als 5,5 km, 8% im Schnitt, 9% maximal. Gar kein Problem.

Oben angekommen, ging's gleich in die Abfahrt hinein ins Beaufort, genauer ins Hochtal des Doron, das ich schließlich bei Queige, einem kleinen Örtchen, das dem Pass den Namen leiht, erreichte. Vor drei Jahren war ich schon mal hier gewesen, allerdings kam ich da über die D925 aus Albertville immer am Doron entlang, der im Tal in den Arly mündet.

Von nun an kannte ich die Strecke also - zumindest für die nächsten sechseinhalb Kilometer, denn damals ging's Richtung Beaufort immer am Fluß entlang, diesesmal allerdings nur bis Villard d'Oron und dann wieder nach links bergan: Die Montée Bisanne wartete, Ehrenkategorie HC.

Oben am Col de la Forclaz
Im Ort Villard d'Oron, der noch an der Hauptstraße liegt, schlug die Kirchturmglocke, just als ich vorbeifuhr, zwölfmal. High Noon. Echt filmreif.

Ich begab mich in den Anstieg, der als Ziel der Auffahrt die Spitze des Signal de Bisanne angibt: 1939 m über N.N. (eigentlich heißt der Berg Mont de Bisanne, den anderen Namen trägt er wegen der auf ihm installierten Funkanlagen).

So hoch wollte ich beileibe nicht! Mein eigentliches "Höhenziel" war der Punkt auf der D123 (Route de Mont Bisanne) in Richtung Les Saisies, wo die Straße links auf den Mont Bisanne abzweigt.

Dort war die Bergwertung der 19. Etappe auf 1.723 m über N.N., und dort wollte ich hin, um dann über den Col des Saisies (1.650 m über N.N.), Crest-Volland und Cohennoz wieder auf den Col de la Forclaz zurück nach Ugine zu stoßen (die Tour war hinter Les Saisies rechts abgebogen, Richtung Notre-Dame de Bellecombe).
Der Einstieg in den Anstieg: Villard d'Oron mit Kirchturm

Soweit der Plan. Wie meist, sollte es anders kommen...

Der Anstieg ist von Beginn an hart. Nach dem Ort Villard-sur-Doron gibt es nur wenige Kehren, es geht dann in Richtung Beaufort teilweise richtig steil hoch, bis man nach einer weiteren Kehre nach Le Cray d'en Bas kommt.

Hier zweigt die Route du Moron ab, die eine Alternative zum üblichen Anstieg bietet und später wieder auf die Hauptstraße mündet - die gleichen 270 Höhenmeter, nur statt auf 3,6 km verteilt auf nur 2,7. Nein danke! Der Anstieg ist auch so schon hart genug...

Da hatte jemand prophetische Gaben!
Kurz danach kommt man in ein Waldstück, und die Kehren werden enger und häufiger. Aber wenn man mal seinen Rhythmus gefunden hat, geht's eigentlich.

Ich achtete weiterhin auf meinen Puls und versuchte, diesen unter 150 zu halten. Das gelang mir bis 6 km in den Berg hinein, danach war damit aber Schluss.

Allerdings - je höher man kommt, umso grandioser werden die Aussichten - ob Richtung Beaufort und Cormet de Roselend oder in die andere Richtung aus dem Hochtal des Doron hinaus in die Täler von Arly und Isère: Panoramen, die ob ihrer Schönheit kaum zu beschreiben sind.

Kurz vor Bisanne 1500: Blick Richtung Beaufort
Das motiviert jedesmal aufs Neue. Nachdem ich die Siedlungen Les Chabonnes, La Nuaz und Les Pallières durchquert hatte, hatte ich das Skidorf  "Bisanne 1500" (wie hoch das liegt, kann man sich denken) schon im Blick.

Den Gipfel allerdings auch: Es braute sich ein kleines Unwetter zusammen, ein paar Tropfen hatte ich schon abbekommen.

Es wurde auch merklich kühler. Eine Windjacke hatte ich nicht dabei, und zu Essen auch nichts mehr.

Ich entschloss mich also im Ort, auf die restlichen 250 hm zu verzichten und lieber die Rückfahrt anzutreten, ehe ich oben am Col durchnässt, unterzuckert und verfroren vor der Aufgabe stehen würde, über 1.000 hm abzufahren.
Hier war die Höhenjagd für mich zu Ende

So suchte ich auf Google Maps einen vernünftigen Weg in Richtung Col de la Forclaz und fand ihn auch. Das Problem war nur: Nach knapp einem Kilometer Abfahrt hätte ich an einer Gabelung rechts gemusst.

Ich fuhr natürlich links auf die Route de la Mollire, die super ausgebaut schien im Gegensatz zu der Route Forestière rechts.

Nur hätte diese mich eben nach 12 km konstanter Abfahrt um die Bergkuppe zwischen Doron- und Arly-Tal genau an die Stelle zurückgebracht, wo die beiden unteren Teile des Col de la Forclaz aufeinandertreffen.

Ich hingegen fuhr in der Folge wieder runter ins Tal des Doron, auf schlechten Straßen, die vielleicht für einen Aufstieg geeignet sind - für eine Abfahrt definitiv nicht. Als ich meinen Fehler bemerkt hatte, war's schon zu spät für eine Rückkehr. Nun eben das Beste aus der Situation machen, dachte ich mir.
Ein Gutes hatte der Verfahrer - ich bekam Kühe zu sehen!


Ich verließ mich an zwei Abzweigungen auf meine Nase, um bloß nicht wieder ganz hinunter ins Tal zu gelangen, und kam irgendwann über die Route du Buchon und die Route d'Outrechenay oberhalb von Queige raus.

Jetzt musste ich noch einen kleinen, aber fiesen Gegenanstieg erklimmen - die Route de la Chavannerie, 1,5 km mit 130 hm, gekrönt von einem anschließenden Stück Waldweg mit viel Schlamm und dicken Steinen, 1,7 km mit zwar 40 hm Abfahrt, aber leider hatte ich statt eines Crossrads oder eines MTB eben mein Rennrad dabei. Das war also kein Spaß.

Aber die wohl beste Aussicht des Tages hatte ich auf eben dieser Streckenteil hinunter in Richtung Albertville. Hat sich also doch gelohnt!
Schönste Aussicht des Tages - das Hochtal des Doron,
im Hintergrund das Tal der Isère


Schließlich war ich aber wieder in Champrond auf der asphaltierten Route de la Royal und ganz schön erleichtert, als ich wenige hundert Meter später wieder den Col de la Forclaz sah.

Nun gings fix bergab, diesmal über die Original-Tourstrecke. Am Ende 3 km und 180 hm mehr, als wenn ich richtig gefahren wäre, aber dafür auch ein viel höherer Abenteuerfaktor.

Unten in Ugine angekommen, sah ich auch, warum die D1212 gesperrt ist: 60.000 m³ Gebirgsmassen sind nach schweren Regenfällen da auf die Straße gedonnert, seit Mai geht da nix mehr. Wiedereröffnung der Strecke soll Anfang August sein, für uns dann zu spät.


Auf der D1508 in Richtung Lac d'Annecy
Kurz danach war ich wieder am Auto, und dank der hervorragenden Infrastruktur in Ugine mit einer öffentlichen Dusche am Wohnmobilparkplatz konnte ich mich noch prima frischmachen, ehe wir die Heimfahrt antraten.

Es ging vorbei an Faverges, dem Lac d'Annecy (da wurden wir richtig wehmütig und wären am liebsten geblieben), durch Annecy und dann auf die Autobahn.

Wir kamen prima durch, aber nach sechs Stunden Auto merkte ich dann aber doch meine Knochen, als wir gegen 21 Uhr zuhause ankamen.

Trotzdem: Es war ein toller Tag! Und für den nächsten Abstecher hierher hab ich schon einen festen Vorsatz. Der liegt genau 1939 m über N.N.!










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