Mittwoch, 16. September 2015

17-km-Seen-Lauf zu Willy Brandts Grabstätte

Garmin Connect

Mal wieder in der (Läufer-)Hauptstadt


Endlich die Ehrerbietung für den größten deutschen Sozialdemokraten geschafft


Allzu oft komm ich ja nicht (mehr) nach Berlin, nachdem ich in den Neunzigern und Zweitausendern als Geschäftsführer der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik im Saarland mehrmals im Jahr zu Arbeitstagungen hier war. Die Highlights in den letzten Jahren waren selten dienstlich, eher beim Berlin-Marathon 2011 und 2012.

Am Hohenzollerndamm nach ca 2,5 km - Blick nach Osten
Letztes Jahr war mein letzter Besuch, da fuhr ich mit dem Rad 95 km in der Stadt und außen herum - und wollte eigentlich zum Grab von Willy Brandt, hatte dabei nur den Fehler gemacht, zu einer Zeit loszufahren, wo Friedhöfe morgens noch geschlossen haben.

Damals wie heute war ich in Berlin-Wilmersdorf "untergebracht", seinerzeit in einem Hotel in der Güntzelstraße, diesmal nur wenige Meter entfernt am Prager Platz (die U-Bahn-Station an der U9 war dieselbe).

Ich kam am Nachmittag an, der Kongress begann um 18.30 Uhr - genügend Zeit für einen schönen Lauf. Ich hatte mir vorgenommen, den Besuch am Grab Willy Brandts diesmal nachzuholen. Dass es für einen Rundlauf nicht reichen würde, war mir klar, also dann eben nur hin und mit dem ÖPNV zurück!

km 6: Endlich weg vom Asphalt!
Ich startete am Prager Platz und lief gleich in Richtung Hohenzollerndamm, den ich bis km 3,5 nicht verließ.

Ich wollte eigentlich ganz ruhig laufen, aber schon der erste km war eine 5:05, und auf den nächsten drei lief ich im Schnitt 4:45.

Und das ganz locker. Puls checken ging zwar nicht, der Sensor streikte, aber ich strengte mich nicht wirklich an.

Berlin ist einfach ein schnelles Pflaster. Nicht ohne Grund habe ich meine Marathon-Bestzeit ja hier gelaufen.

Ich war mittlerweile in Schmargendorf und lief durch die Dellbrückstraße in Richtung Koenigsalle.

Nach ziemlich genau 6 km verließ ich den Asphalt und bog nach links ab, bevor ich am Grunewaldsee entlang lief. Das Waldgebiet ist ein Paradies für Jogger und Hundebesitzer, die hier friedlich koexistieren.

Am Ende des Sees ging's über den Hüttenweg zur Onkel-Tom-Straße, die ich nach Süden lief, ehe ich in Richtung Krumme Lanke, den zweiten der drei Seen, abbog.

Mein Tempo hatte sich so auf 5:00/km eingependelt. mal 5 sec drüber, mal 10 drunter, aber ich lief sehr gleichmäßig.

Nach etwa einer Stunde war ich dann am Schlachtensee, dessen rechtes Ufer ich ablief.

Es war herrlich, die Sonne schien, und ich genoss die Ruhe des Waldes in dieser sonst eher hektischen Stadt.

Am Ende des Sees führten einige Treppenstufen in die Altvaterstraße, und dann ging es durch die Von-Luck-Straße schon auf die "Zielgerade".

„Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter
der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was
Menschen tun, wenn die Sprache versagt.“
Willy Brandt zum Kniefall in Warschau - seiner größten Geste
Nach etwas mehr als 17 km war ich an der Potsdamer Chaussee angekommen und betrat den Waldfriedhof Zehlendorf, auf dem nicht nur Willy Brandt, sondern auch viele andere berühmte Berliner wie Ernst Reuter, Günther Pfitzmann und Hildegard Knef ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Der "Besuch bei Willy" hat mich berührt. Das war definitiv wichtig für mich und tat mir sehr gut.

Sein Kniefall in Warschau halte ich für die größte politische Geste eines deutschen Kanzlers überhaupt. Damit hat er die Voraussetzungen für die Entspannungspolitik geschaffen, ohne die die deutsche Einheit in Frieden und Freiheit nie und nimmer möglich gewesen wäre. Er prägte damit weltweit das Bild von der jungen deutschen Demokratie als von einer Generation bestimmt, die verstanden hat.

Aber Willy Brandt konnte auch anders: Als Peter Boenisch, der von Heinrich Böll so bezeichnete "Platitüdenkrieger" der BILD, in einem bitterbösen Kommentar in der BILD am Sonntag seinerzeit versuchte, den weltweit mit großer Begeisterung aufgenommenen Kniefall zu beschmutzen, meinte er zu Erhard Eppler: "Woher wissen diese Schweine, vor wem ich gekniet bin?"

So war der Willy eben.

Danach nahm ich Bus , S- und U-Bahn zurück zum Hotel, genoss eine erfrischende Dusche und stürzte mich in die Arbeit bei der Stiftung "Lebendige Stadt".

Immer wieder schön, in Berlin zu laufen!




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