Freitag, 26. Juli 2013

Doussard - Cormet de Roselend - Col du Petit St. Bernard

Doussard - Cormet de Roselend - Col du Petit St. Bernard von joaum bei Garmin Connect – Details

Gleich am zweiten Tag unseres Familienurlaubs am wunderschönen Lac d' Annecy machte ich mich an meine erste Mehr-Pässe-Tour im Hochsavoyen.

Los ging's frühmorgens, die Familie schlief noch, als ich den ersten Teil in Angriff nahm. Über den wunderbaren Radweg Faverges - Ugine (am Anfang verfuhr ich mich einmal kurz) ging's Richtung Albertville. Auf einer ehemaligen Bahntrasse hat man hier einen vorbildlichen Radweg angelegt, vor allem sehr angenehm: Die Sicherungstore an Übergängen zu Verkehrsstraßen. So konstruiert, daß man als Radfahrer schon ordentlich bremsen und den kreuzenden Verkehr beachten muss, aber keine Lenkerfallen wie teilweise in Deutschland. Vorbildlich! Es rollte so gut, daß ich nach knapp einer Stunde am Abzweig nach Beaufort einen 32er-Schnitt hatte.

Dann aber ging's erstmal hoch: Über die D 925 muss man zunächst 3 km im strammen Anstieg (8-9%) bewältigen, ehe man das Hochtal des Doron erreicht, der bei Beaufort entspringt und hinab in den Arly fließt, einen Nebenfluß der Isère. In Beaufort angekommen, wartete der erste echte Pass auf mich:

Der Lac de Roselend
Der Cormet de Roselend ist einer der abwechslungsreichsten Strecken der Alpen und verbindet Albertville im Westen mit Bourg St. Maurice im Osten, er liegt windgeschützt im Schatten der Crête des Gittes (2542 m) im Norden, der la Clavetta (2644 m) im Osten und den Spitzen Aigle du Grand Fond (2889 m) und la Terrasse (2891 m) im Süden.  Ist er im Teil zwischen Beaufort und dem Vorpass Col de Méraillet noch bewaldet, so endet die Bewaldung genau dort und gibt einen atemberaubenden Blick auf den Lac de Roselend (1533 m) frei.

Bis dahin war ich den Pass zunächst recht offensiv angegangen, mein Puls bewegte sich im Bereich um die 155. Zuviel, dachte ich, da ich ja noch einiges vor mir hatte, und bremste mich ein kleines bißchen ein. Das sollte mir später noch zugute kommen. Aber auch so überholte mich auf dem gesamten Anstieg kein Radfahrer, während ich ca. 8-10 Sportkameraden passierte.

Oben auf dem Cormet de Roselend
Das Zwischenstück vom See zum Pass ist karg alpin, aufgefrischt durch den Lauf der springenden Neuva. Die Abfahrt nach Bourg St. Maurice durchläuft kargste Geröllhalden, fährt sich aber sehr angenehm. Obwohl ich nun wirklich kein schneller Abfahrer bin, gelang es mir doch, in nur knapp mehr als 26 min. runterzukommen.

In Bourg St. Maurice traf ich dann meine über das Isèretal angereiste Familie und machte mich gemeinsam mit Sohnemann Jan-Robin auf den Weg zum Col du Petit Saint Bernard. Jetzt merkte ich auch, daß ich bereits fast 100 km in den Beinen hatte, vor allem die knallende Hitze (31° C) im 800m hoch gelegenen Bourg St. Maurice machte mir zu schaffen.

Die Westrampe des Kleinen St. Bernhard mit zumindest gefühltem Start in Séez (890m, offiziell beginnt der Anstieg aber bereits in Bourg St. Maurice) ist schon ein Kracher, und das vor allem wegen der unzähligen Serpentinen, die sich zum Skigebiet von La Rosière (1850 m hoch) hinaufschlängeln. Mäßig steil - aber immerhin steil genug - geht es auf ausgezeichnetem Belag durch lichten Wald, der aber immer wieder eine tolle Sicht auf das Tal der Isère und das gegenüberliegende Les Arcs freigibt.

Jan-Robin an unserer Erfrischungsstelle...
Hier hatte ich am Anfang echte Probleme, während Jan-Robin unbeschwert den Berg erklomm. Wie gesagt, es war vor allem die Hitze. Aber auf halber Strecke sprang ein Gebirgsbach günstig hervor, hier erfrischte ich mich mit einer schönen "Kopfdusche", trank mal einen halben Liter kühles Wasser und präparierte mir die beiden mittlerweile leeren Flaschen mit Dextro-Energen-Pulver, die ich dann ebenfalls mit dem köstlichen Nass auffüllte. Danach ging's bedeutend besser, auch, weil die Temperatur mit zunehmender Höhe etwas sank - und weil der Pass insofern "gnädig" ist, daß keine Rampen zwischendrin eingestreut sind, sondern die Steigung sehr gleichmäßig ist. Ich weiß nicht, wie ich in einem solchen Fall vor allem im unteren Teil reagiert hätte...

In La Rosière trafen wir dann zum letzten Mal die Familie, die die wunderbare Aussicht genoß und uns noch einmal gut versorgte - für die letzten 300 Höhenmeter, auf denen man dann aus dem Wald hinauskommt und auf denen sich dann echtes "Hochalpen"-Feeling einstellt. Die Steigung ist ab La Rosière nur noch mäßig, bis auf eine Kehrenfolge kurz vor dem Pass, wo es wieder, wenn auch nur für knapp 1 km, 6% hat.

Toller Blick oberhalb von La Rosière runter
ins Isère-Tal nach Bourg St. Maurice
Oben angekommen, entschloß ich mich, auf die Abfahrt ins Aostatal zu verzichten - auch, weil Jan-Robin doch recht müde war. Das war eine gute Entscheidung: Die gesamte Passstraße Richtung Pré St. Didier wurde ausgebessert, gefühlte 20 Baustellen hätten eh keinen Spaß aufkommen lassen - ganz abgesehen von der Unfallgefahr auf der arg verschmutzten Straße.

So endete der Tag mit einem schönen Familienausflug ins Aosta-Tal, einem Eis in Courmayeur, einer Fahrt durch den Montblanc-Tunnel und einem abschließenden Ausflug ins wunderschöne Chamonix, ehe wir die "Heimreise" antraten.

Mit dem Sohnemann bis nach Italien...
Eigentlich wollte ich gleich am nächsten Tag den Col de la Madeleine fahren. Aber nach der kräftezehrenden Tour heute ist dann doch eher ein Ruhetag angesagt. Am Samstag wartet schließlich der Galibier - und das ist wieder eine ganz andere Hausnummer...

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